10.07.2019 Offener Brief - Reaktion auf einen Artikel in der Welt
Als Reaktion auf den Artikel in der Welt vom 9.7. von Sven Felix Kellerhoff - ein offener Brief seitens des Vorstands der Friedensbrücke Kriegsopferhilfe e.V.
Es ist sehr bedenklich und erschreckend, dass "Journalisten" in letzter Zeit immer öfter versuchen, Geschichte umzuschreiben, so wie in oben genannten Artikel, in dem es um die Schlacht im Kursker Bogen im Juli 1943, die größte Panzerschlacht im II. Weltkrieg, geht.
Der Autor dieses Artikels empfiehlt, das Denkmal, das an die Schlacht in Prochorowka, das dem Andenken der in dieser Hölle Gefallenen gewidmet ist, abzureißen.
Unter dem Titel Der "Sieg der Roten Armee, der in Wirklichkeit eine Niederlage war" versucht der Autor seine Leser davon überzeugen, dass die russische Armee im Kursker Bogen eine Niederlage erlitten habe. Beim Lesen hat man den Eindruck, dass Herr Kellerhoff in Sachen Schlacht im Kursker Bogen niemals selbst recherchiert hat, da er sich ständig auf andere Historiker beruft.
Ja, die Schlacht bei Prochorowka endete am 12.Juli mit einer Niederlage der Roten Armee. Es gab, aufgrund einer Fehleinschätzung des Befehlshabers der 5.Panzerarmee, Rotmistrow unsägliche Verluste an Menschen und Material.
Man sollte jedoch wissen, dass die Schlacht im Kursker Bogen nicht allein bei Prochorowka entschieden wurde, wo die deutsche Wehrmacht waffentechnisch weit überlegen war. Die Bataillone an der Südflanke, unter Führung von General Rokossovskij und an der Nordflanke vom Befehlshaber der Woronescher Front, Watutin, fügten dem Feind erhebliche Verluste zu. Die Deutschen zogen ihre Truppen zurück und dieser Rückzug endete, wie jeder weiß, zwei Jahre später in Berlin.
Die deutsche Operation "Zitadelle" hatte ihr eigentliches Ziel, ins Hinterland des Gegners einzudringen und die russischen Truppen in die Zange zu nehmen, aufgrund des Befehles von Watutin, nach der Niederlage bei Prochorowka, zur Verteidigung überzugehen, nicht erreicht. Es folgte der deutsche Rückzug und zwar an allen Frontabschnitten des Kursker Bogens.
Es entspricht auch nicht der Wahrheit, dass von russischer Seite die Niederlage bei Prochorowka nicht zugegeben wird. Herr Kellerhoff hat schlichtweg die russischen Quellen zu diesem Thema und die vielen Dokumentationen nicht gelesen und gesehen, in deren Zentrum die Auseinandersetzung mit eben der russischen Niederlage steht.
Vielleicht sollte Herr Kellerhoff sich auch einmal die Mühe machen, sich mit deutschen und russischen Teilnehmern der Schlacht im Kursker Bogen zu unterhalten, die noch am Leben sind, ehe er den Vorschlag macht ein Denkmal abzureißen, das den Verteidigern der Schlacht im Kursker Bogen gewidmet ist, den Toten und denen, die dieses Inferno überlebt haben.
Außerdem steht es uns als Deutschen nicht zu, darüber zu entscheiden, wie das russische Volk seiner Kriegsveteranen gedenkt.
Liane Kilinc, Vorsitzende des Vereins Friedensbrücke - Kriegsopferhilfe e. V.
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